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Gezogen von einer elektrischen Lokomotive der Baureihe 112 verläßt der Nachzug nach Binz an einem Sommermorgen den Bahnhof Züssow. Aus insgesamt drei Teilen besteht dieser Zug: NZ 40482 München - Binz, NZ 51950 Stuttgart - Binz und NZ 1949 Hagen - Binz. (Foto: 8/02)
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Ich habe einige Informationen, die den elektrischen Zugbetrieb in Vorpommern betreffen.
- Die DB scheint offensichtlich die Oberleitungsanlagen auf der Strecke Velgast - Barth
doch nicht aufgeben zu wollen, obwohl seit Dezember nur UBB-Dieseltriebwagen
verkehren. Denn bei der Anlagenreduzierung im ex. Bf (jetzt Hp) Barth auf ein Gleis
wurden z. T. neue (nicht provisorische) Masten gesetzt und diese auch neu durchnummeriert
(Stand 4/2002). Übrigens begann die "Abspeckaktion" schon früher. Vor einigen Jahren wurde
der kompliziert gestaltete, abschaltbare Abschnitt im Bereich des Bahnübergangs Saatel (B105)
durch die "normale" Einfachfahrleitung ersetzt und die separate Speisung der Strecke aufgegeben.
- Aus der Zeitschrift "Elektrische Bahnen" vom Oldenbourg Verlag habe ich Textabschnitte
entnommen, die den Umbau des Abschittes Prenzlau - Stralsund auf Autotransformertechnik
betreffen (dem im französischen Wechselstromnetz üblichen System).
Im Sommer 2001 wurde an der ehemaligen Kuppelstelle Guest (südlich Greifswalds) die
AT-Station gebaut. Die Schutzstrecke war zu diesem Zeitpunkt schon aufgehoben worden.
Vieleicht hat jemand noch weitergehende Informationen.
Elektrischer Betrieb bei der Deutschen Bahn im Jahre 2000
"... Eine weitere technische Alternative für die kostengünstige Elektrifizierung von schwächer
belasteten und Ausläuferstrecken ist das Autotransformatorsystem. Im September 2000 wurde die
Realisierung des Projektes Mehrspannungssystem Prenzlau - Stralsund beschlossen und zur Ausführung
freigegeben (...). Die beiden dUfw an den Enden werden für die Speisung der Strecke mit
2 AC 30/15 kV ausgerüstet. Das in der Mitte liegende dUfw Anklam wird voraussichtlich im
Dezember 2001 seinen Betrieb einstellen und anschließend zurückgebaut werden. ..."
Erschienen in eb - Elektrische Bahnen 99 (2001), H. 1-2, S. 10
"... Eine weitere Möglichkeit, elektrifizierte Strecken mit AC 15 kV 16,7 Hz zu versorgen, wird
in dem Pilotprojekt Mehrspannungssystem Prenzlau - Stralsund untersucht. Die 133 km lange
zweigleisige Strecke zwischen diesen beiden dUfw wird dabei mit fünf Autotransformerstationen
ausgerüstet und die vorhandenen Verstärkungsleiter werden zu Negativfeedern umgerüstet. Das
Projekt wird in enger Zusammenarbeit mit DB Energie umgesetzt. Der Auftrag wurde zum Jahresende
an Balfour Beatty vergeben und soll in 2001 ausgeführt werden. ..."
Erschienen in eb - Elektrische Bahnen 99 (2001), H. 1-2, S. 11
(dUfw: dezentrales Umformerwerk)
Elektrischer Betrieb bei der Deutschen Bahn im Jahre 2001
"... Das Pilotprojekt Mehrspannungssystem Prenzlau - Stralsund geht zügig voran. Die auf
der 133 km langen Strecke durchgehend vorhandene schaltbare Verstärkungsleitung wurde auf
die neue Funktionalität einer Negativfeederleitung umgestellt. Die erste Station mit
Autotransformer (AT) ist fertig gestellt (Bild: Autotransformerstation Guest). Die weiteren
4 Stationen werden derzeit aus den vorinstallierten Steuerungsgebäuden, den bereit stehenden
AT und den vorgefertigten Fertigteilfundamenten zusammengesetzt. In 2002 ist die Aufnahme
des Probebetriebes mit umfangreichen Messprogrammen vorgesehen. Nach deren erfolgreichem
Abschluss kann die AT-Technik bei der DB als Speisekonzept bei Bedarf eingesetzt werden...."
(Erschienen in eb - Elektrische Bahnen 100 (2002), H. 1-2, S. 11)
Noch eine weitere Information aus Elektrische Bahnen 1-2/2002, Oldenbourg Verlag:
In dem Beitrag über die Fernsteuerung der dUfw's werden in der betreffenden Übersicht nur noch
die dUfw's in Stralsund, Rostock, Bützow, Schwerin, Adamsdorf, Prenzlau, Frankfurt/O.,
Cottbus und Senftenberg erwähnt. Offensichtlich sind das diejenigen, die Bestand haben werden,
der Rest wird entweder durch die Einbindung in das zentral versorgte Netz oder durch
Autotransformertechnik entfallen. Für die Vorpommernbahn sieht das Szenario vermutlich so aus:
Da am Karower Kreuz bei Berlin ein zentrales Unterwerk gebaut wird (angeschlossen an die
110-kV-Leitung vom Uw Priort), kann der Streckenast bis zur Schutzstrecke unter der Kanalbrücke
Eberswalde mit versorgt werden. Von dort könnte dann die Strecke bis Prenzlau ebenfalls mit
AT-Technik ausgerüstet werden. Das dUfw Eberswalde würde entfallen, der Schaltposten Angermünde
evtl. (für die Stettiner Bahn) nicht. Zwischen Prenzlau und Stralsund wird wohl offensichtlich
die Phasentrennstelle auf der Klappbrücke Anklam eingerichtet. Für die Magistrale Berlin-Rostock
wird vermutlich auch AT-Technik in Betracht gezogen.
Interessant wäre nur, ob die Leistungsfähigkeit der Strecken dann noch gewährleistet ist, oder
ob die DB vollends nur noch an reduziertem Bahnverkehr (ohne hochwertigen Fernverkehr) für den
Nordosten interessiert ist. Wenn die Leistungsparameter erhalten bleiben oder besser würden,
dann wäre die AT-Technik sicher eine interessante technische Neuerung.
Weitere Informationen dazu gibt es in der Zeitschrift "eb - Elektrische Bahnen":
Jens Ruge
Verwendung der Zitate aus der Zeitschrift "Elektrische Bahnen" mit freundlicher Genehmigung des Oldenbourg Verlag
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